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Troll: Trolldom (Review)
Artist: | Troll |
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Album: | Trolldom |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Melodic Black Metal |
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Label: | Polypus Records | |
Spieldauer: | 37:30 | |
Erschienen: | 08.12.2023 | |
Website: | [Link] |
Ausgeruht auf ihrer neo-satanischen Überlegenheit hat sich die norwegische Black-Metal-Band TROLL nach der Veröffentlichung ihres gleichnamigen Langspielalbums nur knapp 14 Jahre bis sie Ende 2023 mit "Trolldom" ziemlich überraschend ein neues Album vorlegte. Damit war nach dem unterhaltsamen Sammelsurium auf der EP "Tilbake Til TROLLberg" nicht unbedingt zu rechnen gewesen.
"We return to the shadows, we return to the void" heißt es im Refrain des Album-Openers "To The Shadows", der auch musikalisch keine Zweifel an der ausgerufenen bzw. gekrächzten Rückkehr lässt: Das Keyboardspiel wird in effektiver King-Diamond-Kirmes-Manier zelebriert, eine Finntroll-Note gesellt sich unaufdringlich hinzu, während die Rhythmus-Fraktion einen fast durchweg unaufgeregten Takt vorgibt und Bandgründer Nagash grollt und keift, als würde er von der versammelten Kirchengemeinde ans Tageslicht gezerrt. Die Rückkehr in die dunkle Leere des Mittneunziger-Melodic-Black-Metal vollzieht sich ohne große Überraschungseffekte, jedoch keineswegs spaßbefreit, wie der mit einfachen Mitteln realisierte Videoclip dokumentiert.
Das folgende "Dominus Infernus" kann gegen die Extravaganz der symphonischen Frühwerke von Limbonic Art nicht anstinken und ordnet den Trolsk Sort Metall des Trios aus Hamar als solide Handwerkskunst ein, die nonchalant dargeboten wird. Das mythisch inspirierte "Angerboda" weist nicht nur lyrisch eine Nähe zu den Jugendwerken von Enslaved auf, sondern kratzt auch musikalisch am eiskalten Black Metal, wobei allerdings keine Gefahr der Unterkühlung besteht, denn das Klangbild ist so wenig aggressiv geraten, dass es als harmlos bezeichnet werden kann. Etwas hurtiger und druckvoller wird das "Ancient Fire" entfacht, dessen Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Text zum weitgehend simplen Aufbau wie die TROLLfaust aufs Menschenauge passt. Das Keyboardspiel in "The Soil Runs Red" erinnert an Tartaros’ "The Grand Psychotic Castle", und – endlich – wird das Gaspedal auch mal für ein paar Sekunden durchgedrückt, die Gesangsfetzen strahlen etwas angenehm Chaotisches aus – wenn TROLL wollen, können sie also kompositorisch mit mehr als nur grober Kost auftrumpfen. "The Beast" lässt sich in dieser Hinsicht allerdings auf keine Kompromisse ein, bevor mit "He Who Dwells" ein gefälliges Keyboard-Black-Metal-Album beschlossen wird, das in der Tat stark an die Neunziger Jahre erinnert – und gar nicht erst zu verhehlen sucht, dass TROLL rein gar kein Interesse daran haben, "erwachsen" zu werden und sich "weiterzuentwickeln".
I am a creature of the old
I am ancient and I am cold
With fire and steel and flames infernal
I bring the light and death eternal
Zieht man die Spielzeit des zuvor auf "Tilbake Til TROLLberg" veröffentlichten, primitiv groovenden Smashers "The Beast" (auf damit zum ESC!) von der Gesamtspielzeit ab, bleiben gerade mal 34 Minuten neue Musik nach 14 Jahren, doch diese fallen kurzweilig aus, wenngleich bereits Kritik laut wurde, dass die Norweger nach solch langer Wartezeit gerne ein paar weitere Lieder hätten kredenzen dürfen. Aufgenommen wurden die sieben Songs über neun Jahre hinweg und schließlich von Florian "Alboin" Dammasch im Nightside Audio bemerkenswert gemischt und gemastert, denn die deutliche Akzentuierung von Keyboard und Gesang vor einer ziemlich verwaschen Kulisse nimmt "Trolldom" jeglichen metallischen Druck.
Das mit einem ansprechenden Cover Artwork versehene Album ist beim kleinen norwegischen Label Polypus Records als LP und CD erschienen.
FAZIT: Der diabolische Spaß an der Musizierfreude ist TROLL auf dem programmatisch betitelten fünften Album "Trolldom" anzuhören, und wenngleich die Norweger stilistisch "nur" an ihre Jugendsünden anknüpfen, gehen sie mit Verve zur Sache und beweisen, dass melodischer Black Metal mit vergleichsweise grobschlächtiger TROLL-Dramatik immer noch vom Fleck weg "verzaubern" kann. Wer symphonische Meisterwerke erwartet, dürfte allerdings enttäuscht werden, denn TROLL schwingen beim Keyboard-Geklimper immer noch einen primitiven Knüppel: "I am a creature of old…!"
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- To The Shadows
- Dominus Infernus
- Angerboda
- Ancient Fire
- The Soil Runs Red
- The Beast
- He Who Dwells
- Bass - Sturt
- Gesang - Nagash, Sturt, Tlaloc
- Gitarre - Nagash, Tlaloc
- Keys - Nagash
- Schlagzeug - Nagash, Kikken
- Neo-Satanic Supremacy (2010) - 11/15 Punkten
- Troll (2016) - 13/15 Punkten
- Legend Master (2019) - 11/15 Punkten
- Trolldom (2023) - 10/15 Punkten